Spinnlexikon
Hier findest du Erklärungen und Erläuterungen zu wichtigen Begriffen rund ums Spinnen.
Drall
Unter Drall versteht man die Drehung der Fasern umeinander, die beim Spinnen entsteht. Die Stärke des Dralles ist ein entscheidendes Kriterium bei der Gestaltung von Garnen. Sie entscheidet, ob am Ende ein eher festes, dichtes Garn entsteht oder ein luftiges, flauschiges Garn. Grundsätzlich müssen feinere Garne stärker verdreht werden als dicke, brauchen also mehr Drall, damit die wenigen Fasern gut zusammenhalten. Weichere Fasern vertragen ebenfalls mehr Drall als gröbere, die dann schnell drahtig wirken. Neben der Drehbewegung ist für die Gestaltung von Garnen auch wichtig, auf welche Strecke sich die Umdrehungen verteilen. Der zweite wichtige Faktor beim Spinnen ist also der so genannte Auszug.
Mehr zum Thema Drall und seiner Wirkung erfährst du im Kapitel "Spinntechniken".
Auszug
Um aus einem Faservorrat Garne spinnen zu können, muss man aus diesem Faservorrat Fasern herausziehen, die dann mittels Drall zu einem Faden gedreht werden können. Dieses Herausziehen der Fasern nennt man Auszug. Man unterscheidet grundsätzlich zwei Arten von Auszug, nämlich den kurzen und den langen. Der kurze Auszug ist wohl die gebräuchlichere Form: Man zieht beim Spinnen die Fasern vom Vorrat nach vorne aus, hält sie aber zunächst fest und lässt dann erst langsam Drall in die Fasern laufen, indem man die Hand langsam wieder zurück zum Faservorrat gleiten lässt. Das kennt vermutlich jeder. Als ich zum ersten Mal gesehen habe, wie jemand im langen Auszug spinnt, dachte ich zuerst, hä, das geht doch gar nicht! Ich habs versucht, und tatsächlich: es ging nicht. Aber mit etwas Übung geht es eben doch und ich finde, der lange Auszug hat etwas Magisches. Man zieht dabei den Faservorrat immer weiter vom Spinnrad bzw. der Spindel nach hinten weg und lässt die Fasern sich durch den Drall von alleine aus dem Faservorrat ausziehen. Das klappt super bei Baumwolle, aber auch bei eher kürzeren Wollfasern. Und sieht immer irgendwie magisch aus. Das entstehende Garn wird luftiger und ungleichmäßiger als beim kurzen Auszug. Das Spinnen geht aber schneller.
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Verzwirnen
Wenn man einen frisch gesponnenen Faden loslässt, wird er sich ziemlich schnell mit sich selbst zu einer Kordel verdrehen. Der Einzelfaden steht also unter Spannung. Deshalb werden die meisten Fäden nach dem Spinnen noch mit einem oder mehr weiteren Fäden zu einem Garn verzwirnt. Dieses ist dann auch deutlich haltbarer als ein Garn aus einem Einzelfaden. Beim Verzwirnen werden die Einzelfäden in die entgegengesetzte Richtung verdreht wie beim Spinnen. Normalerweise spinnt man im Uhrzeigersinn und verzwirnt gegen den Uhrzeigersinn. Umgekehrt geht es genauso. Wenn man Fasern im Uhrzeigersinn verdreht, entsteht im Faden eine schräge Linie wie bei einem Z. Deswegen sagt man, dass man in Z-Richtung spinnt. Wenn man dann gegen den Uhrzeigersinn verzwirnt, liegt die schräge Linie in die andere Richtung, also wie beim S. Man zwirnt also in S-Richtung.
Neben der Drallmenge des Einzelfadens und der Auszugsmethode bzw. -geschwindigkeit ist der Zwirndrall das dritte entscheidende Element bei der Gestaltung von Fasern. Bei zu wenig Zwirndrall sind die Einzelfäden zu wenig umeinander verdreht, mitunter pufft das Garn dann beim Waschen stark auf und wird viel dicker als geplant. Bei zu viel Drall ist das Garn wiederum nicht ausgeglichen und kann auch ziemlich hart werden. Da ist ein bisschen Ausprobieren gefragt und natürlich entscheidet auch der persönliche Geschmack.
Hier noch ein kleiner Ausflug nach Südamerika: Unter Navajo-Zwirnen (sprich: Navacho) oder Ketten-Zwirnen versteht man das Zwirnen mit einem Einzelfaden, der dabei zu Riesenluftmaschen ausgezogen wird. Das Ergebnis ist also ein dreifädiger Zwirn. Das Garn wird dadurch runder als ein zweifädiger Zwirn. Außerdem ist die Technik interessant für Farbverlaufsgarne, da man Farbmischungen verhindern kann, indem man die Schlaufen entsprechend groß oder klein macht. Unter Anden-Zwirnen versteht man einen tollen Trick, mit dem man Reste noch verarbeiten kann, wenn beim Verzwirnen die eine der beiden Spulen bzw. Spindeln schneller leer ist als die andere. Dabei wird der restliche Faden so um die Hand gewickelt, dass eine Art Armband entsteht und man so den Anfang und das Ende des restlichen Fadens miteinander verzwirnen kann. So bleibt kein Rest übrig. Sehr praktisch, aber nur für kleinere Garnmengen praktikabel.
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Enstpannungsbad
Wellness für Wolle! Das Entspannungsbad findet statt, nachdem das fertig verzwirnte oder fertig gesponnene Garn auf einer Haspel zu einem Strang gewickelt wurde. Es dient dazu, dass die Fasern sich - wie der Name schon sagt - entspannen, also weniger stark mit sich selber verdrehen. Erst nach dem Bad erhält das Garn sein endgültiges Aussehen und ich war ehrlich gesagt am Anfang öfter enttäuscht, wie dick es nun tatsächlich geworden ist. Wo der Einzelfaden noch sehr dünn und fest aussieht, wird das Ganze beim Verzwirnen schon deutlich lockerer. Aber nach dem Bad puffen die Fasern dann nochmal mehr auf. Das sollte man also bei der Planung berücksichtigen.
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Wickeln und Haspeln
In der Regel läuft die Sache so: Man spinnt eine Spindel oder eine Spule voll Garn, dann noch eine zweite, dann steckt man die beiden Spindeln bzw. Spulen in eine Halterung, die sich Lazy Kate nennt, und verzwirnt die beiden Fäden auf einer dritten Spindel bzw. Spule. Von dort wickelt man das fertige Garn auf eine Haspel, in der Regel auf eine Kreuzhaspel, so dass ein Strang entsteht. Dieser wird gebadet und getrocknet. Nun muss er noch zu einem Knäuel gewickelt werden. Dazu verwendet man einerseits eine Schirmhaspel, eine Stuhllehne oder einen hilfsbereiten Mitmenschen, um den Strang zu halten, andererseits einen Knäuelwickler, eine Nostepinne oder einfach die eigenen Hände, um ein Knäuel zu wickeln. Worum es sich bei all diesen Gegenständen handelt, kannst du im Kapitel "Spinnausrüstung" nachlesen.
Manchmal sind aber noch zusätzliche Wicklungen erforderlich, zum Beispiel, wenn man
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zu wenige Spulen oder Spindeln hat und das halbfertige Garn auf Papprollen oder ähnlichem parken will,
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durch Umwickeln auf eine andere Spule den Drall etwas gleichmäßiger im Garn verteilen will,
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den Einzelfaden zu einem Zwirnknäuel wickeln möchte, bei dem man den Anfangsfaden aus dem Inneren des Knäuels mit dem Endfaden verzwirnen kann, z.B. bei einer kleineren Faserprobe, bei der nicht auch noch ein Rest entstehen soll.
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Kammzug, Vlies, Kardenband
Bei diesen Begriffen handelt es sich um verschiedene Formen, wie aufbereitete Wolle zum Kauf angeboten wird. Für Anfänger sind die Kammzüge am leichtesten zu verarbeiten, da die Fasern parallel liegen und man so leichter ein gleichmäßiges Garn hinbekommt. Vliese, also luftige Fasermatten, ergeben meist ein luftigeres Garn. Leichter zu verspinnen, weil handlicher, sind Kardenbänder, die aus kardierten Vliesen gezogen werden. Dadurch werden die Fasern gleichmäßiger ausgerichtet und ähneln einem Kammzug, sind allerdings immer noch luftiger. Man kann Kardenbänder auch selbst herstellen, indem man gekaufte oder selbst kardierte Vliese durch eine kleine Öffnung, zum Beispiel einen Dizz, zieht.
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Kammgarn und Streichgarn
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, um Fasern für das Spinnen vorzubereiten: Man kann sie kämmen oder kardieren. Beim Kämmen werden kürzere Fasern ausgekämmt und die verbliebenen mehr oder weniger in eine Richtung gekämmt. Die Fasern liegen also parallel und dadurch dicht beieinander. Das Ergebnis des Kämmens ist bei der industriellen Herstellung ein Kammzug, also ein langes Faserband. Wenn die Fasern dagegen kardiert werden, dann geschieht das mit Kardiermaschinen, die die Fasern auflockern, aber nicht parallel ausrichten. Es entsteht ein luftiges Vlies, also eine Faserfläche. Wenn man die unterschiedlich aufbereiteten Fasern verspinnt, gibt das auch ein unterschiedliches Ergebnis. Garne aus Kammzügen werden dichter als Garne aus Vliesen oder Kardenbändern (quasi Vliese in Streifen). Beim Spinnen kann man die jeweiligen Eigenschaften noch betonen, indem man Kammzüge im kurzen Auszug verspinnt und Vliese oder Kardenbänder im langen Auszug. Dadurch werden die Garne entweder noch dichter und glatter oder noch luftiger und durch mehr Lufteinschluss im Faden auch wärmer. Das eher dichtere Garn aus dem Kammzug, das im kurzen Auszug gesponnen wurde, heißt dann Kammgarn, das luftige heißt Streichgarn. Natürlich kann man ein Kammgarn auch im langen Auszug spinnen und ein Vlies oder ein Kardenband im kurzen. Dadurch entstehen Mischformen, aber das ist ja unter Umständen genau das, was man haben möchte!
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Dochtgarn bzw. Single-Garn
Man kann die Einzelfäden auch unverzwirnt lassen, wenn man sie nicht mit zu viel Drall spinnt. Dann spricht man von einem Docht- oder Single-Garn. Ich habe festgestellt: Es ist einen Versuch wert! Vor allem dann, wenn ein Strickstück besonders flauschig werden soll, oder wenn man einen besonders dünnen Faden braucht, wie z.B. zum Lace-Stricken, oder fürs Nadelbinden, damit man den neuen Faden leichter ansetzen kann.
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WPI =Wraps per Inch
Mit dieser Einheit misst man die Stärke eines gesponnenen Garnes. Dafür gibt es spezielle Messbrettchen mit einer Auskerbung von 1 Inch ( = 1 Zoll). Man kann aber auch ein Lineal nehmen. Man wickelt also das Garn ohne Spannung und ohne Lücke zwischen den Fäden um das Lineal und zählt dann, wie oft das Garn in ein Inch gepasst hat. Je dünner das Garn, umso höher ist also die WPI-Zahl. Das ist eine (zugegebenermaßen etwas fehleranfällige) Methode, um zu verdeutlichen, wie dick ein Garn für ein bestimmtes Projekt gesponnen werden soll bzw. wurde.
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TPI = Twists per Inch
Dieser Wert gibt an, mit wie viel Drall bzw. Umdrehungen ein Garn verzwirnt wurde. Um den Wert zu ermitteln, zählt man die Anzahl der Fadenkreuzungen auf der Strecke von 1 Inch (= 2,54 cm) und teilt diese Zahl durch zwei. (Eine Kreuzung ist ja nur eine halbe Umdrehung.)
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Lauflänge
Die Lauflänge sagt, wie lang ein Garn mit einem bestimmten Gewicht (in der Regel 50 oder 100 g) ist. Diese Maßeinheit kennt man ja von gekauften Garnen. Da man bei einem selbst gesponnenen Garn aber erst relativ am Ende herausfindet, wie lang die Lauflänge ist, und das Ermitteln außerdem etwas umständlich ist, verwendet man bei handgesponnenen Garnen eher die Einheit WPI.
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Stapellänge
Normalerweise hat man es ja eher mit Stapelhöhen zu tun, aber beim Spinnen geht es um Stapellänge. Darunter versteht man die Länge der Fasern. Diese kann man herausfinden, indem man aus einem Vlies oder einem Kammzug einige Fasern auszieht und dann schaut, wie lang sie im Durchschnitt sind. Das Ergebnis gibt einen Hinweis darauf, wie weit die Hände beim Spinnen auseinander gehalten werden sollten, um bequem ausziehen zu können, und wie viel Drall das Garn benötigt, um stabil zu sein: Je länger die Fasern, also je größer die Stapellänge, umso weniger Drall ist nötig.
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Micron
Die Micron-Zahl gibt die Stärke einer einzelnen Faser an. Ein Micron ist gleich 0,001 mm. Je niedriger die Micron-Zahl ist, umso weicher und feiner ist die Wolle. Eine besonders feine Wolle wie Angora oder Kaschmir misst etwa 12-17 mic, eine gröbere wie Coburger Fuchs oder Steinschaf bis zu 40. Zum Vergleich: Das menschliche Haar hat etwa 70 mic.
Strang und Knäuel
Dies sind die beiden Formen, in denen man Garne in der Regel kaufen kann. Wenn die Garne zu einem Strang
gewickelt wurden, muss man sie vor dem Verarbeiten zu einem Knäuel wickeln, da sie sich sonst verheddern. Über die dafür erforderliche Ausrüstung erfährst du mehr im entsprechenden Kapitel.
Wenn du selbst spinnst, wirst du zunächst einen Faden auf eine Spule oder Spindel spinnen und von dort zu einem Garn verzwirnen. Du kannst die Einzelfäden aber davor auch zu einem oder zwei Zwirnknäuel(n) wickeln, wenn du z.B. nicht genug Spulen hast oder den Drall durch das Umwickeln besser verteilen möchtest.
Das fertig verzwirnte Garn sollte dann gewaschen werden, damit es sich entspannen kann. Dafür wickelt man es zu einem Strang, der an mehreren Stellen abgebunden wird und so offen ins Wasser gelegt werden kann. Ein Knäuel wäre hierfür zu dicht. Wenn das Garn wieder trocken ist, kannst du es entweder als Strang lagern, indem du es zusammendrehst und das eine Ende durch das andere steckst, oder du wickelst gleich ein Knäuel aus dem Strang. Vorteil von Lagerung im Strang: Farbverläufe und Mottenbefall sind leichter erkennbar: Vorteil von Lagerung im Knäuel: braucht weniger Platz und du kannst direkt loslegen mit Stricken, wenn es soweit ist.
Rolags und Punis
Unter Rolags versteht man Faserlocken bzw. Faserrollen, die man dadurch herstellt, dass man Fasern nach dem Kardieren um zwei Holzstäbe wickelt und die Holzstäbe dann herauszieht. Die Rolags werden von den Enden her versponnen, so dass die Fasern praktisch quer zum Auszug liegen. Punis sind die Miniversion der Rolags und bestehen meist aus Baumwolle. Rolags und Punis werden in der Regel im langen Auszug versponnen und sie werden oft als Ergebnis von Farbmischungen mit dem Blending Board hergestellt.
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Art Yarn
Das "Kunstgarn" oder besser gesagt Effektgarn umfasst viele verschiedene Techniken und bezeichnet besonders ungewöhnlich gestaltete Garne. Man würde sie vielleicht nicht unbedingt zum Stricken ganzer Kleidungsstücke verwenden. sondern eher für künstlerische Akzente. Hier kann man sich richtig kreativ austoben. Ich persönlich bin allerdings eher ein Fan von "Gebrauchsgarnen", weshalb Art-Yarns auf dieser Seite ziemlich unterrepräsentiert sind.
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Rohwolle
Wer mal Wolle direkt am Schaf genauer angeschaut hat, fragt sich sicher, wo denn dann das schön saubere, fast weiße und weiche Zeug herkommt, was man am Ende verspinnt. Da muss ja wohl noch irgendwas zwischendurch passiert sein. Ist es in der Tat! THEORETISCH wäre es möglich, die Wolle sozusagen ab Schaf, also direkt nach der Schur zu verspinnen. Vermutlich wurde das in den Anfängen des Spinnens auch so gemacht. Vorteil: Wenig Arbeit mit der Faseraufbereitung. Nachteile: Die Wolle ist fettig, schmutzig, verfilzt, der gesponnene Faden ungleichmäßig. Daher wird die Rohwolle nach der Schur zunächst gewaschen, um sie zu säubern und zu entfetten. Nach dem Trocknen wird sie dann kardiert oder gekämmt, wodurch die Fasern aufgelockert werden und das meiste von dem, was nicht Wolle ist, herausfällt. Nun können die Fasern versponnen werden. Wer also Rohwolle angeboten bekommt, sollte sich im Klaren sein, dass er eine aufwändige Waschprozedur vor sich hat und entsprechende Gerätschaften zum Kardieren benötigt. In der Regel wird man es daher wohl eher mit bereits aufbereiteten Fasern zu tun bekommen.
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Anspinnfaden
Dieser dient am Anfang als Überbrückung von der Spindel bzw. Spule bis zur ungesponnenen Faser. Dafür kann irgendein Garnrest verwendet werden. Er wird entweder als einzelner oder als doppelter, an den Enden verknoteter Faden befestigt, so dass der Anfang der Spinnfasern entweder um den Anspinnfaden herumgesponnen oder zwischen die beiden Fäden gelegt und über die ersten paar Zentimeter als Schlaufe versponnen wird. Ich persönlich bevorzuge einen zur Hälfte gelegten Anspinnfaden, den ich verknote und mit einer oder zwei Schlaufen an der Spindel oder Spule befestige. Besonders am Spinnrad mag ich einen recht langen Anspinnfaden, so dass ich ihn mehrfach um die Spule wickeln kann und er nicht durchrutscht, egal in welcher Richtung ich die Spule drehe.
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Wirtel
Der Wirtel ist das Schwunggewicht an der Spindel, das aus Holz, Keramik, Ton, Stein, Glas, Kunststoff oder ähnlichem bestehen kann. Wirtel gibt es in vielen verschiedenen Formen und Größen und man fragt sich, wozu diese verwirrende Vielfalt nötig ist. Die Antwort: Manche Formen sind natürlich kulturell bedingt, aber grundsätzlich kann man nicht mit einer Spindel alles spinnen. Spindeln drehen je nach Gewicht, Form und Schwerpunkt unterschiedlich schnell und unterschiedlich lange. Eine Faustregel: Für ein dünnes Garn braucht man eine leichtere Spindel, für ein dickeres eine schwerere. Außerdem sollte sich eine Spindel für dünnes Garn möglichst schnell und lang drehen. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, das ist ein bisschen eine Wissenschaft für sich. Im Zweifel hilft Ausprobieren. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Wirtel gleichmäßig ist, so dass die Spindel rund läuft und nicht eiert.
Beim Spinnrad ist der Wirtel das Rädchen neben der Spule, über das der Antriebsriemen läuft. Je kleiner dieses Rädchen ist, umso schneller dreht sich die Spule. Für manche Spinnräder gibt es unterschiedliche Wirtel zu kaufen, so dass man zwischen unterschiedlichen Übersetzungen und damit unterschiedlich viel Drall pro Tritt wählen kann.
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Dizz
Ein Dizz ist eine kleine Scheibe aus einem glatten Material, in dem sich mehere Löcher unterschiedlicher Größe befinden. Das Ding sieht auf den ersten Blick aus wie ein großer Knopf und genau ein solcher kann auch prima als Dizz verwendet werden, sofern er an den Löchern schön glatte Kanten hat. Mit einem Dizz kann man sich ein Kardenband ziehen, indem man einige Fasern eines Vlieses oder eines Kammzuges durch eines der Löcher steckt, mit der linken Hand die ausgezogenen Fasern festhält und mit der rechten Hand das Vlies oder den Kammzug auseinanderzieht. Nach ein paar Zentimetern schiebt man den Dizz weiter in Richtung Faservorrat, zieht wieder Fasern aus, schiebt den Dizz darüber usw., bis hinten eine Art Faserband herauskommt. Das ist prima zum Spinnen geeignet, weil die Fasern schon vorgezogen sind, und vor allem kann man dieses Band sehr gut um einen Rocken oder eine Fingerkunkel wickeln (was das ist, erfährst du im Kapitel "Spinnausrüstung") und von dort bequem verspinnen.
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