Pflanzliche Fasern
Schafwollfasern bieten zwar ein breites Spektrum an Möglichkeiten, trotzdem kommt man mit ihnen an Grenzen, vor allem im Sommer. Oder für Kleidung, die direkt auf der Haut getragen werden soll. Oder bei Unverträglichkeiten. Jedenfalls lohnt sich ein Blick darauf, was man außer Schafwolle sonst noch so spinnen kann.
Ich habe mal einiges ausprobiert und möchte gerne meine Spinn- und Strickproben vorstellen.
Vorab noch ein paar grundsätzliche Informationen:
Meine Faserproben fühlen sich sehr unterschiedlich an, was daran liegt, dass es sich um ganz unterschiedliche Arten von Fasern handelt. Darum folgen hier erstmal ein paar Begriffe, die etwas Ordnung in die Sache bringen sollen:
Da sind zunächst die Bastfasern, die man direkt aus den Stängeln der entsprechenden Pflanzen herauslösen kann. Heraus kommt dann zum Beispiel Leinen, Hanf, Ramie oder Brennnesselfaser.
Dann gibt es Cellulosefasern, die, wie der Name schon sagt, aus Cellulose bestehen. Das trifft beispielsweise auf Baumwolle zu. Aber auch Leinen besteht aus Cellulose, fällt also in beide Gruppen. Der Begriff bezeichnet also das Material, aus dem die Fasern bestehen, nicht die Art, wie oder wo sie gewonnen werden.
Eine dritte Gruppe sind die Viskosefasern. Sie bestehen aus Cellulose, werden aber chemisch verändert, so dass sie sich verflüssigen. Diese Flüssigkeit wird unter Druck durch Spinndüsen in ein Fällbad gepresst, so dass feste Fasern entstehen, die dann gestreckt und aufgewickelt werden. Es gibt hier unterschiedliche Verfahren, die mehr oder weniger umweltfreundlich sind, man kann also nicht alle Fasern über einen Kamm scheren. Auch fällt das Ergebnis unterschiedlich aus. Manche Viskosefasern wirken eher wie Wolle, andere wie Baumwolle, wieder andere wie Seide und manche halt wie Viskose: glatt und mit schwerem Fall. Viskosefasern sind zwar biologisch abbaubar, aber echte Naturfasern sind es nicht. Eine moderne Variante der Viskose ist Lyocell, das in einem wesentlich umweltfreund-licheren Verfahren hergestellt wird als herkömmliche Viskose. Dazu unten mehr.
Eine vierte, eher kleine Gruppe sind die Eiweißfasern. Darunter fällt eigentlich auch Wolle, aber mit Milchseide und Sojafaser gibt es auch zwei künstlich hergestellte Eiweißfasern unter meinen Proben. Sie werden ähnlich hergestellt wie Viskose, aber eben mit einem anderen Ausgangsmaterial. Zur Beschreibung der Milchseide gelangst du hier, sie ist ja kein pflanzliches Produkt.
Ich persönlich finde Viskose- und Eiweißfasern insofern spannend, als sie ganz anders wirken als Wolle, Baumwolle oder die Bastfasern. Für mal was Besonderes wie ein weich fallendes Tuch wären sie also durchaus einen Versuch wert. Oder auch zum Mischen mit anderen Fasern. Da sie alle auf chemischen Prozessen und aufwändigen Verfahren beruhen, sind sie zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, aber je nach Verarbeitungsweise nachhaltiger als Baumwolle, da deren Anbau Unmengen Wasser verbraucht. Laut WWF sind es bis zu 11.000 l pro kg Baumwolle.
Hier nun also meine Faserproben:
Leinen
So sieht es ungebleicht aus. Da die Fasern recht kurz waren, konnte ich mir die Verwendung eines Rockens sparen, ich habe einfach vom Kardenband weg gesponnen, und das ging ziemlich gut.
Dass Leinen aus der Leinpflanze gewonnen wird, muss ich vielleicht nicht sagen, oder? Beim Lein gibt es zwei Züchtungslinien: Eine eher für Öl und Leinsamen, die andere eher für Fasern. Die Fasern nennt man Flachs, nach der Verarbeitung heißt es dann Leinen.
Die Fasern riechen gut, sind aber definitiv nicht weich. Sie fühlen sich eher wie Schnur an. Das liegt sicherlich daran, dass es sich, wie gesagt, um Kurzflachs handelt, also eher um Flachsabfälle. Die fertigen Leinengarne, die man kaufen kann, sind deutlich weicher und glatter als das hier. Trotzdem gefällt mir die Struktur. Kommt halt drauf an, was man draus macht! Außerdem ist meine Erfahrung, dass Leinen beim Tragen mit der Zeit weicher wird.


Hanf
Auch wenn die Fasern auf dem Foto recht grob aussehen: Sie sind robust, aber nicht kratzig. Die Fasern sind gut spinnbar, dickere Stellen sind aber nicht so leicht ausziehbar. Naja, gibt dann halt ein etwas strukturierteres Maschenbild. Und ich würde den kurzen Auszug empfehlen.
Hanf (Cannabis) ist ja bekanntlich eine sehr alte Kulturpflanze und wäre eigentlich eine tolle heimische Faser, wenn das mit der Anbaugenehmigung nicht so kompliziert wäre. Dabei hat der Faserhanf mit Marihuana nicht viel zu tun, da der entsprechende berauschende Stoff, also das THC, in den Pflanzen, die man zur Fasergewinnung anbaut, kaum vorhanden ist.
Inzwischen gibt es Textilien aus Hanf zu kaufen. Sie sind sehr robust und deutlich nachhaltiger als Baumwolle, da der Anbau auch bei uns gut möglich ist.
Ramie
Ich war echt überrascht über diese Faser. Das soll "China-Leinen" sein? Verwandt mit Brennnessel? Dabei handelt es sich um eine sehr feine, weiche, weiße Faser, die zwar nicht so glatt ist wie die Viskose-Fasern, daher etwas griffiger, aber sich doch recht "viskosig" anfühlt und einen schönen Glanz hat. Das Ganze lässt sich sehr gut spinnen, ist sehr reißfest und macht einen belastbaren Eindruck.
Ich könnte mir die Faser gut als Alternative zu Baumwolle vorstellen. Nachteil: Ramie wird nur vereinzelt in Europa angebaut, in der Regel stammt es aus Asien oder Südamerika. Und die Verarbeitung ist wohl relativ aufwändig. Vorteil: Ramie ist haltbarer als Baumwolle und weicher als Leinen.


Baumwolle
Obwohl Baumwolle ja nun echt nix Neues ist: Im handgesponnenen Zustand ist sie doch ein ungewohnter Anblick. Beim Spinnen ist Baumwolle etwas gewöhnungsbedürftig, da die Fasern sehr kurz sind und daher viel Drall benötigen. Aber das Spinnen im langen Auszug klappt mit etwas Übung super.
Das Problem mit der Baumwolle ist ja bekannt: Ihr Anbau verbraucht sehr viel Wasser, die Monokulturen benötigen sehr viele Pestizide, ein Anbau in Europa ist nicht möglich. Vom Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit aus ist Baumwolle also nicht die Faser der Wahl. Andererseits entsteht das Hauptproblem nicht aus der Faser selbst, sondern aus unserem Umgang damit. Und da handgesponnene Garne vermutlich nicht als Fast Fashion enden, ist meiner Meinung nach auch die gelegentliche Verwendung von Baumwollfaser in der heimischen Spinnwerkstatt legitim.
Tencel
Markenname der Firma Lenzing (Österreich) für Lyocell. Wird aus Holz hergestellt, gilt aber aufgrund der weniger problematischen verwendeten Chemikalie N-Methylmorpholin-N-oxid (NMMO - was auch immer das ist...) und des geschlossenen Stoffkreislaufes bei der Herstellung als umweltfreundlicher verglichen mit herkömmlicher Viskose. Ganz unproblematisch ist die Chemikalie aber auch nicht, Schutzmaßnahmen bei der Herstellung sind nötig. Biologisch abbaubar, angenehme Trageeigenschaften, schöner Fall.
Quelle: <https://de.wikipedia.org/wiki/Lyocell>
Ich zitiere:
Lyocell gilt derzeit als die umweltfreundlichste industriell hergestellte Zellulosefaser. Zum einen stammt das verwendete Eukalyptus-Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, zertifiziert mit dem FSC Holzsiegel. Dabei ist Eukalyptus eine schnell wachsende Pflanze, die im Gegensatz zum konventionellen Baumwoll-Anbau ohne künstliche Bewässerung und Pestizide auskommt. Auch ist das im Herstellungsprozess verwendete Lösungsmittel nicht toxisch und wird bis zu 99 % wieder recycelt. Bei der Herstellung wird außerdem viel weniger Wasser benötigt, als bei der Produktion anderer Chemiefasern oder Baumwolle. Zudem sind die TENCEL™ Fasern zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Aufgrund der Nachhaltigkeit wurde der geschlossene Produktionskreislauf mit dem „European Award for the Environment“ der Europäischen Union ausgezeichnet.
Quelle: <https://www.oeko-planet.com/magazin/die-zukunftsfaser-tencel>
Tencel fühlt sich beim Spinnen etwas klebrig an. Die Fasern sind sehr lang, glatt und glänzend. Ich habe deshalb im kurzen Auszug gesponnen. Die Fasern lassen sich sehr fein ausspinnen und sind wenig drallempfindlich. Anders als bei anderen Viskosefasern lösen sich eventuelle Verwicklungen, die beim Zwirnen aus dem Zwirnknäuel entstehen, gut wieder auf. Tencel lässt sich angenehm verarbeiten und hat einen schönen Glanz. Allerdings rollt sich die Strickprobe an den Rändern ziemlich stark ein.


Seacell / Meeresalge
Zitat: "SeaCell™ ist eine naturnahe, innovative, nachhaltige Cellulosefaser, die ihren Ursprung im Meer hat. Algen aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) liefern die natürliche Substanz für die Faser, die auf ressourcenschonende Art und Weise hergestellt wird. Dazu wird das Seegras, das aus isländischen Fjorden stammt, getrocknet und gemahlen, um dann in die Cellulosefaser integriert zu werden."
Quelle: <https://www.lanius.com/de/nachhaltigkeit/materialien/seacell/>
​
Seacell vermittelt ein typisches Viskosefaser-Gefühl: glatt, glänzend, fein, weich mit leicht klebrigem Fingergefühl. Der Farbton ist gelblich. Die Faser ist sehr gut spinnbar und relativ griffig. Das Ergebnis hat einen schönen Glanz.
Sojafaser
Zitat: "Sojafaser wird aus den Beiprodukten der Sojaverarbeitung und Tofu-Herstellung produziert. Sie zählt zu den Zellulosefasern - es ist also ein chemischer Prozess nötig, um die Pflanze in brauchbares Garn zu verwandeln. Die hierfür benötigten Chemikalien werden in den meisten Fällen öfter als einmal benutzt, wodurch die Produktion immerhin annähernd kreislauffähig ist. Um Sojafasern zu produzieren, wird die Sojabohne durch Hitze, Alkalien und Enzyme in ihre Bestandteile zerlegt und anschließend gefiltert und in lange Stränge gesponnen. In manchen Fällen wird Formaldehyd als Bindungsmittel genutzt um die einzelnen Fasern zu strecken und einen faltenfreieren Stoff zu erhalten. In diesen Fällen ist der Produktionsprozess natürlich weder umweltfreundlich noch ungiftig für die Arbeiter, da Formaldehyd als krebserregend eingestuft ist. Um Sojafaser auf ungiftige Art und Weise herzustellen, sollten daher andere Reagenzien als Bindemittel zum Einsatz kommen, die kein Formaldehyd enthalten."
Quelle: <https://mavolu.com/de/blogs/news/fabric-from-food-waste-soy-fibre-for-fashion-and-textiles> (Ich habe mir erlaubt, die Rechtschreib- und Kommafehler zu entfernen.)
Problematisch ist halt der Sojaanbau, sodass die Frage, wie nachhaltig Sojafaser ist, auch davon abhängt, woher das verwendete Soja stammt. Zertifizierte Produktion ist auf jeden Fall nachhaltiger als Baumwolle. Aber Sojafaser ist keine Naturfaser im eigentlichen Sinne. Allerdings werden dafür Abfälle verarbeitet. Und die Klassifizierung im oberen Artikel irritiert mich. Meines Wissens ist Sojafaser eine Eiweiß- und keine Cellulosefaser. Aber wie gesagt: Die beiden Faserarten werden ähnlich hergestellt.

Der gelbliche Farbton der Sojafaser gefällt mir persönlich nicht so gut. Aber das ist sicher Geschmackssache. Ich fand die Fasern beim Spinnen extrem glatt und glitschig und hatte Mühe, einen gleichmäßigen Faden zu spinnen. Die sehr langen Fasern verwirren sich leicht, dickere Stellen lassen sich im Nachhinein kaum mehr ausziehen. Außerdem fusselt das Ganze ziemlich. Bei wenig Drall im Faden stehen viele Fasern ab, bei zu viel Drall entstehen schnell "Korkenzieher-Locken" im Faden. Das Strickstück ist sehr weich und etwas flauschig, dabei aber eher matt. Fazit: Da die Faser sowieso nicht zu den ökologischen Spitzenreitern zählt, wird sie sicher keine meiner Lieblingsfasern.

Die Fasern sind ziemlich lang und sehr glatt. Ich hatte nicht das Bedürfnis, sie besonders fein zu spinnen, und ich musste gut aufpassen, dass sich die langen Fasern in der Hand nicht verklumpen, denn das Garn sieht nur mit parallel liegenden Fasern gut aus. Es hat einen leichten Glanz und fällt schön. Das Zwirnen aus dem Zwirnknäuel war gut möglich, da der Faden relativ fest war und sich nicht verknotet hat.
Bananenfaser
Wird hergestellt aus den "Stämmen" der Bananenstauden, also aus Abfall. Es gibt verschiedene Verfahren, Fasern können direkt verwendet werden oder es wird "Bananenseide" hergestellt, also eine Zellulosefaser. Der Herstellungsprozess dafür ist eher intransparent, da es keine Zertifizierungen gibt.
Quelle: <https://mavolu.com/de/blogs/news/from-waste-to-value-banana-fibre-for-fashion-and-textiles>
Die Fasern der Bananenstaude sind unterschiedlich dick, die feinen liegen im Inneren des Stammes. Bei meiner Faser handelt es sich nicht um die natürliche Faser, sondern um Bananenseide. Es handelt sich um ein Produkt aus Abfall, aber Bananen sind bei uns nun mal nicht heimisch. (Transportwege!)
Zitat: Laut „fashionunited“ werden pro Jahr mehr als eine Milliarde Tonnen Bananenstauden weggeworfen. Um ein Kilogramm Bananenfasern zu produzieren, werden 37 Kilogramm Stauden benötigt. Es wäre also möglich, jährlich über 27 Millionen Tonnen Bananenfasern zu nutzen, die ansonsten entsorgt werden würden.
Quelle: <https://www.codecheck.info/news/Bananenfasern-statt-Baumwolle-Polyester-238226>
Rosenfaser
Auch wieder eine glatte und glänzende Faser, die besser im kurzen Auszug versponnen wird. Sie braucht ordentlich Drall, ist aber nicht so "drallflexibel" wie Wolle. Das heißt, dass unterschiedlich dicke Stellen beim Zwirnen und im Strickstück sehr auffallen. Die Fasern sind nicht so lang wie bei anderen Viskosen, verheddern also auch nicht so leicht. Die Fasern neu anzusetzen erschien mir eher schwierig, da der Faden so glatt ist. Aber das Ergebnis ist schon toll, muss ich sagen. Das Gestrick ist weich, leicht und fällt schön.
Aber was ist nun eigentlich Rosenfaser? Da muss ich nun ehrlich gesagt etwas passen. Im Internet habe ich so gut wie nichts dazu gefunden, und das Wenige war dann auch noch widersprüchlich. In der einen Quelle (https://die-garnspinnerin.jimdo.com/rosenfaser/ - wohl auch eine Hobbyspinnerin wie ich) wird gesagt, es handle sich um Fasern aus dem Rosenholzbaum, anderswo heißt es, man verarbeite dafür Rosenblütenblätter. Oder doch eher irgendwelche Rosenabfälle? Also, das Ganze ist so unklar und schwammig formuliert, das zitiere ich lieber nicht. Da erscheint mir die Erklärung der "Garnspinnerin" doch deutlich plausibler. Dieser Rosenholzbaum wächst wohl auch nicht in unseren heimischen Gefilden. Und zum Verarbeitungsverfahren kann ich leider nichts sagen. Die Frage der Nachhaltigkeit dieser Faser lässt sich also nicht abschließend klären.


Bambus-Viskose
Auf dem Foto ist der Glanz der Faser ganz gut zu erkennen. Sie knirscht etwas zwischen den Fingern. Obwohl die Fasern lang sind und sich daher eher schwer ausziehen lassen, wenn man sie zu weit vorne festhält, ist mir der Faden beim Spinnen (hier mit der Handspindel) doch erstaunlich oft gerissen. Mit genug Drall wird der Faden aber sehr reißfest, bei zu viel Drall wird er aber auch schnell wellig. Fasern neu anzusetzen war eher schwierig, sie stehen gerne ab. Nach dem Waschen habe ich gestaunt: Die nassen Einzelfäden haben sich stark geringelt und das Garn hatte merkwürdigerweise viel weniger Zwirndrall als vor dem Waschen. Durch ruckartiges Spannen und nach dem Trocknen ging es dann aber doch wieder.
Schade finde ich, dass es sich um eine Viskosefaser handelt. Die Fasern aus der Bambuspflanze lassen sich nämlich auch direkt so verarbeiten ohne die chemische Aufarbeitung. Wie sich das anfühlt, kann ich leider nicht sagen. Übrigens: Falls du Textilien mit Bambusfasern kaufst, so handelt es sich dabei in aller Regel ebenfalls um Bambus-Viskose. Ist also auch nur mäßig nachhaltig.
Brennnessel-Viskose
Beim Verarbeiten dieser Fasern dachte ich eigentlich, ich hätte es mit einer besonders feinen, natürlichen Brennnessel-Faser zu tun. Beim "Wollschaf" steht aber, es sei 100 % Viskose. Die wirkt aber erstaunlich natürlich. Die Fasern sind deutlich gröber als andere Viskosefasern und machen beim Spinnen auch entsprechend Flusen. Beim fertigen Garn stehen recht viele Fasern ab, es ist also überhaupt nicht so typisch viskose-glatt. Es lässt sich nicht so gut fein spinnen, ergibt aber ein robustes Garn, ähnlich weich wie Ramie, nur nicht so glatt. Das Internet weiß erstaunlich wenig über Brennnessel-Viskose, nämlich nichts. Aber ich habe beim "Wollschaf" nachgefragt und man hat mir die Richtigkeit der Angabe bestätigt. Und es stimmt schon: Die Fasern sind viel feiner als das, was ich sonst so unter "Brennnessel" in der Hand hatte.
Achso, ja, ich wollte noch sagen, dass ich beim Spinnen mit der Handspindel das Problem hatte, dass mir die Fasern ziemlich nach oben gerutscht sind. Ich empfehle also besonders festes Wickeln für genügend Halt.

Die vorgestellten Fasern außer den Brennnesselfasern und der Bambusviskose entstammen dem Schnupperpaket Pflanzenfasern von www.das-wollschaf.de mit der Bestellnummer 90421.
In diesem Paket befindet sich auch eine Probe Milchseide, aber die habe ich unter "andere tierische Fasern" einquartiert.
Mein Fazit zu den pflanzlichen Fasern: Ich habe beim Spinnen viel gelernt, da sich die Fasern teilweise ganz anders anfühlen als Wolle.
Die Viskose-Fasern finde ich nicht anfängertauglich, da sie so lang und glatt sind. Mit dem Drall ist es auch nicht so ganz einfach. Zu viel Drall nehmen die meisten Fasern ziemlich übel und verdrehen sich um sich selbst, bei zu wenig Drall wird der Faden aber auch schnell zu instabil.
Was sich wegen der Weichheit der Fasern aber sicher lohnt, ist es, sie anderen Fasern beizumischen. Da werde ich sicher noch experimentieren.
Ebenso könnte ich mir die Bastfasern gut als Beimischung vorstellen, da sie sich durch die anderen Fasern weicher anfühlen, diese aber andererseits stabiler machen. Im Kapitel "Fasern und Farben mischen" stelle ich dazu einige Möglichkeiten vor.