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Andere tierische Fasern

In diesem Kapitel geht es um besonders edle, weiche und ehrlich gesagt teilweise auch recht teure Fasern. Aber Ausprobieren lohnt sich wirklich!

Hier findest du Informationen zu folgenden Fasern:

Milchseide

Babyalpaka

Kaschmir

Kidmohair

Maulbeerseide

Tussahseide

Yak

Eine Bemerkung zum Thema "Wolle" muss ich jetzt doch mal loswerden: Wolle ist das, was vom Schaf kommt. Also die feinen Fasern vom Schaf. (Manche Schafe haben zusätzlich auch Haare.) Alles andere ist NICHT WOLLE! Auch wenn das Wort in "Baumwolle" vorkommt: Baumwolle ist keine Wolle, sondern Garn. Oder Faser, so lange sie noch nicht gesponnen ist. Und schon gar nicht ist etwas Wolle, das aus 100 % Polyacryl besteht. Warum weiß das eigentlich keiner? Überall ist von "Wollresten" die Rede, obwohl es sich offensichtlich um Reste von Baumwollgarn handelt, oder jemand preist seine "ganz tolle Wolle" aus Acryl an. Streng genommen gibt es auch keine "Alpakawolle", aber gut, das sind dann schon die Feinheiten. Trotzdem: Das musste ich jetzt doch mal loswerden. Und drum verkaufe ich meine Anleitungen nicht unter "Kasara Wollideen", sondern unter "Kasara Garnideen". Auch wenn Acryl in meinen Beständen nicht vorkommt. Aber Baumwolle und Leinen durchaus.

Ich persönlich bin bei der Bezeichnung "Yakwolle" oder "Alpakawolle" relativ schmerzfrei, auch wenn das, wie gesagt, nicht so ganz korrekt ist. Aber immerhin handelt es sich dabei ja um feinere Haare vom Tier.

Die erste hier aufgeführte Faser tanzt hier etwas aus der Reihe, denn sie ist künstlich hergestellt, wenn auch aus einem tierischen Rohstoff.

Milchseide

Wird aus Milchabfällen produziert, die nicht zu Lebensmitteln verarbeitet werden dürfen (z.B. Reste beim Zentrifugieren), braucht keine Chemikalien, geringer Wasserverbrauch, hautfreundlich, v.a. für Allergiker, kühlend.

Kommt aus Asien, es gibt aber auch deutsche Hersteller. Waschbar bei 40-60 Grad, mittlere Bügeltemperatur.

Vergleichsweise umweltfreundlich, kompostierbar, verwertet Abfall, ABER ist halt nur möglich als Folge von Massentierhaltung.

Eigenschaften:

  • seidiger Glanz

  • farb- und formbeständig

  • extrem reißfest

  • schnelltrocknend

  • antibakteriell

  • allergikerfreundlich

  • hautpflegend

  • temperaturregulierend

Quelle: <https://www.glore.de/Materiallexikon/Milchfaser/>

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Meine eigene Erfahrung beim Spinnen: Die Fasern sind etwas griffiger, also weniger rutschig als Viskosefasern, lassen sich sehr gut gleichmäßig und fein spinnen, sind jedoch ziemlich drallsensibel, das heißt, bei zu viel Drall und zu wenig Spannung verheddern sie sich sehr schnell. Mein Zwirnknäuel war definitiv keine gute Idee... Die ungefärbten Fasern sind leicht gelblich und fühlen sich zwischen den Fingern etwas "bremsig" an. Die Strickprobe gefällt mir gut, die Faser ist auch angenehm zu stricken. Aber trotzdem wird das nicht meine Lieblingsfaser, denn meiner Meinung nach ist Milch nicht zum Stricken da.

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Babyalpaka

Alpakas sind eigentlich in Südamerika heimisch, aber inzwischen gibt es auch viele Züchter in Deutschland, so dass man auch regionale Alpakafasern kaufen kann. Es gibt zwei Arten von Alpakas, die Hyacaya und die Suri, wobei die ersteren häufiger sind.   

Es gibt viele verschiedene Farbschläge und die Wolle enthält kein Lanolin, kann also theoretisch auch gut ungewaschen verarbeitet werden. Die Fasern sind glatter als Wolle und sehr warm. Meine Faserprobe war Babyalpaka und daher noch weicher als man das von Alpakafasern sonst so gewöhnt ist.    

Toll zu spinnen, das Garn wird fein und gleichmäßig und sehr weich. Es eignet sich auch für den langen Auszug. Durch relativ viele abstehende Fasern wird es sehr fluffig.

Kaschmir/Cashmere

Diese Faser stammt von der Kaschmirziege und diese wiederum aus dem Himalaya. Die Ziegen haben kleine Hörner und Schlappohren. Es gibt sie in weiß, grau, braun und schwarz.   

Verwendet wird nur das Unterhaar, das extrem weich ist. Es sind mit Abstand die teuersten Fasern in meinen Proben. Das ist einer der Gründe, warum ich sie wohl eher nicht verarbeiten werde.   

Ein anderer Grund ist, dass ich sie extrem schwer zu spinnen fand. Sie sind mir auf der Spindel dauernd nach oben gerutscht und auch beim Spinnen rutschen sie leicht aus der Hand. Langer Auszug ging für mich gar nicht. Ein dickes Garn zu spinnen verbietet sich für mich schon wegen des Preises. Um beim Spinnen nicht zu verzweifeln, rate ich, den Strang vorher in mindestens vier feinere Einzelstränge zu teilen. Außerdem würde ich raten, die Fasern mit anderen zu mischen, um die Verarbeitung zu erleichtern.

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Kidmohair

Mohair stammt von der Angoraziege, während Angorawolle vom Angorakaninchen stammt. Ja, ich weiß, ich kann auch nichts dafür. Mohair ist die leichteste textile Faser. Meines Wissens gibt es sie nur in weiß.    

Die selbst verarbeiteten Fasern sehen ganz anders aus als das, was man als Mohairwolle kaufen kann. Das liegt an der Spinntechnik, die dafür normalerweise angewendet wird und wodurch der typische Flauscheffekt entsteht. Es benötigt dafür einen Faden aus Seide oder Kunstfaser.    

Meine Spinnprobe ist weich und glänzend, aber deutlich dichter als industriell gesponnene Mohairwolle. Dadurch fällt sie auch schwerer. Mir gefällt der Glanz und die Haptik und das Ganze war auch angenehm zu spinnen. Allerdings sind die Fasern schon sehr glatt und rutschig, daher nicht direkt anfänger-tauglich.

Maulbeerseide

Maulbeerseide wird aus den Kokons der Seidenspinner-Raupe hergestellt, indem die Kokons mitsamt Raupen bzw. Puppen gekocht werden. Dadurch löst sich der Kleber und der Spinnfaden kann abgespult werden. Tja! Will man das? Die Fasern sind sehr lang, glatt, glänzend und weich. Das erklärt, warum man das mit den Raupen doch wollen könnte. Die ernähren sich übrigens ausschließlich von Maulbeerbäumen.    

Die Fasern sind sehr reißfest und lassen sich gut zu einem feinen Faden spinnen, wenn man sich an die glatte Oberfläche mal gewöhnt hat. Beim Zwirnen droht Verhedderungsgefahr, also immer auf genügend Spannung achten. Wunderbar weiches, glänzendes Ergebnis, aber eben auch jede Menge tote Raupen irgendwo auf der Welt.

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Tussahseide

Bei der Tussahseide oder auch Wildseide wird mit dem Kochen so lange gewartet, bis die Raupen zu fertigen Faltern geworden und aus ihren Kokons geschlüpft sind. Daher sind die Fäden dann nicht mehr so lang und glatt. Und weil die Raupen nicht nur Maulbeerblätter gefressen haben, ist die Faser auch etwas dunkler.

Und sie ist nicht ganz so weich wie Maulbeerseide, aber immer noch angenehm. Das Strickstück ergibt den typisch „trockenen“ Griff, hat aber mehr Glanz als ich das von industriell verarbeiteter Wildseide kenne.

Beim Spinnen hatte ich nicht so den Ehrgeiz, einen Feinheitsrekord aufzustellen. Das lag vermutlich daran, dass die Fasern deutlich kürzer sind als bei der Maulbeerseide. Ich habe mit Nadelstärke 3,5 gestrickt.

Was bei der Probe nicht ins Gewicht fällt, aber doch zu bedenken ist: Seide ist ein sehr angenehm zu tragendes, temperaturausgleichendes Material. Und es ist sehr haltbar. Da es sich um eine Eiweißfaser handelt, sollte sie wie Wolle gewaschen werden.

Yak

Das Yak ist eine domestizierte Rinderart aus Tibet, die im zentralasiatischen Hochland weit verbreitet ist. Im Gegensatz zu europäischen Rindern hat es aber ein langes, dichtes Fell mit sehr feinem Unterhaar. Es sind verschiedene Faserfarben erhältlich.

Die Yak-Fasern wurden weder als Kammzug noch als Vlies geliefert, sondern eher als Faserhaufen, denn die Fasern sind sehr kurz, gekräuselt, fein und weich.

Oh je, dachte ich, wie soll ich das denn spinnen? Das hat dann aber doch überraschend gut geklappt. Allerdings sah der Faden auf der Spule gleichmäßiger aus als nachher ohne Zug auf dem Garn. So ist es halt ein Garn mit Charakter. Aber es ist extrem weich, ich würde es wohl eher nicht pur verarbeiten, da es schnell reißt. Aber zum „verweichlichen“ anderer Fasern ist es bestimmt toll. Und es ist sehr warm! Aber nicht für Anfänger geeignet.

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